Beitrag von Lind Bieri
Faszien liegen in aller Munde. War das Faszientraining ursprünglich vor allem in der Rehabilitation verbreitet, hat es längst seinen Weg in die Prävention gefunden. Doch was genau sind Faszien eigentlich?
Der Ausdruck Faszien kann mit dem Begriff „Bindegewebe“ geleichgesetzt werden – und dieses besteht vor allem aus Protein und Wasser. Je nach Körperstelle sind unterschiedliche Bindegewebetypen vorhanden. So sind beispielsweise die Organzwischenräume von einem eher lockeren Bindegewebe umgeben. Die dünnen Schichten um unsere Muskeln dagegen sind sehr straff und halten starke Zugkräfte aus.
Faszien strukturieren unseren Körper
Wo im Körper sind Faszien anzutreffen? Die Antwort lautet: Beinahe überall. Man stelle sich vor dem inneren Auge eine Orange vor. Das Fruchtfleisch ist von einem weissen Häutchen umgeben und durchzogen. An der Aussenseite ist die Orange von einer festen Haut, der Schale, umgeben. Genauso, wie die Schale und die Häutchen eine Orange zusammenhalten, strukturieren Faszien unseren Körper. Jedes Organ, jede Muskelfaser, jede Kapsel besitzt eine bindegewebeartige Umhüllung. Die Faszien geben unserem Körper die Form. Ohne Sie würden wir buchstäblich zusammenfallen. Doch damit nicht genug:
Dehnung, Körperform & Versorgung der Organe
Faszien erfüllen weitere, wesentliche Aufgaben für unseren Körper:
· So sind sie ein unentbehrliches Sinnesorgan: Über verschiedene Rezeptoren informieren sie das Gehirn zum Beispiel über Spannungen und Dehnungen der Muskeln. Faszien sind bei allen Bewegungen für die Kraftübertragung und den Grad der Dehnung zuständig. Sie leiten die Kraft einzelner Muskelfasern weiter und machen Bündel von Muskelfasern gleitfähig.
Faszien schützen und stützen unseren Körper. Sie sorgen nicht nur für Struktur und die Umhüllung, sondern bestimmen auch unsere Körperform.
Sie versorgen unsere Organe: Gefässe wie Arterien, Venen, Lymphe und Nerven verlaufen in den Faszien.
Bindegewebe: unterschiedlich wie die Menschen selbst
Jeder Mensch hat ein anderes Bindegewebe. Die Bandbreite reicht von „extrem beweglich“, also Menschen mit einem lockeren Bindegewebe, bis hin zu muskulösen, kompakten Personen. Diese haben ein festes Bindegewebe. Die meisten Menschen befinden sich jedoch nicht an einem der Enden dieser Bandbreite – sondern irgendwo dazwischen.
Männer haben tendenziell ein eher festeres Bindegewebe und Frauen neigen zu einem weicheren Fasziengewebe. Aber aufgepasst: Das ist eine Tendenz. Es kann auch umgekehrt sein. Bei Personen mit einem weichen Bindegewebe treten jedoch häufiger Cellulite und Schwangerschaftstreifen auf, während Personen mit festerem Bindegewebe beispielsweise eher zu Achillessehnenrissen neigen.
Das Bindegewebe verändert sich über die Jahre – und kann trainiert werden
Faszien reagieren auf Belastungen und passen sich daran an. Unser Bindegewebe erneuert sich ständig. Das braucht allerdings Zeit: Nach einem Jahr ist ungefähr die Hälfte des Fasziengewebes ausgetauscht. Deshalb braucht es beim Faszientraining auch etwas Geduld – langfristige Veränderungen zeigen sich erst nach mehreren Monaten Faszientraining.
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